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Die Schlacht von Francavilla 1719

Archivale des Monats Jänner 2024

Auf dem Plan sind die taktisch guten Angriff- und Verteidigungspositionen der Spanier gegenüber den Österreichern zu erkennen.

Francavilla, ein kleiner Ort auf der Insel Sizilien am Fuße des Ätna, befand sich im Juni 1719 in heller Aufregung. Alles schien gespannt auf den bevorstehenden Feldzug zu warten, schlimme Vorboten einer der blutigsten Schlachten zwischen der kaiserlich österreichischen Armee und der spanischen Armee kündigten sich an. Die Spanier hatten sich bereits in das Landesinnere nach Sizilien zurückgezogen, während die Österreicher zu einem anspruchsvollen Zug über das Gebirge gezwungen waren und schlussendlich auf die Artillerie verzichten mussten. Die Stellung der Spanier sollte sich noch als ein kluger Schachzug des spanischen Oberbefehlshabers erweisen.

Die Schlacht von Francavilla war das Resultat langjähriger militärischer Konflikte, die auch das Aussterben der spanischen Linie zur Folge hatte. Dadurch kam es zum Verlust der Großmachtstellung der “Monarquía Católica“ in Spanien. Das spanische Imperium war in den Friedenschlüssen von Utrecht (1713) und Rastatt (1714) aufgeteilt worden. Unter der Herrschaft des Bourbonen Philipp V. blieb das iberische Kernland und die Kolonien. Spanien verlor jedoch die spanischen Nebenländer der Monarchie. Philipp V. wollte sich nicht mehr den anderen Königreichen in Europa unterwerfen und deshalb war es sein Anliegen, die spanischen Interessen in Italien zu verteidigen. Der spanische Staatsminister Kardinal Giulio Alberoni wollte die verlorenen italienischen Besitzungen vor allem mit militärischen Mitteln zurückgewinnen. Schnell konnten spanische Streitkräfte die Inseln Sizilien und Sardinien unter Kontrolle bringen. Die gegnerischen europäischen Großmächte bildeten 1717 eine Tripelallianz aus Großbritannien, Niederlande und Frankreich. Ab August 1718 wurde diese mit dem Beitritt Österreichs zur „Quadrupelallianz“ erweitert. Spanien stand somit ab August 1718 gegen alle Großmächte im Krieg. Die spanische Flotte auf Sizilien konnte sich jedoch nicht gegen die Briten behaupten. Die Spanier hatten mit Nachschublieferungen zu kämpfen. Nun standen sich am 20. Juni 1719 das österreichische und spanische Heer gegenüber. Die Österreicher verfügten über 21.000 Soldaten, die Spanier über circa 15.000 Mann reguläre Truppen sowie etwa 3.000 bewaffnete sizilianische Bauern, die auf ihrer Seite kämpften. Francavilla wurde von den Spaniern zu einer Festung ausgebaut. Die Anhöhe nordöstlich des Orts, auf der ein Kapuzinerkonvent errichtet war, bot hervorragende Verteidigungspositionen gegen die Österreicher, die aus einer Fiumara heraus angreifen und dabei auf Artillerieunterstützung verzichten mussten. Die Kavallerie hatte außerdem wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen Claudius Florim de Mercy teilte seine Armee in drei Kolonnen, die vom Feldmarschallleutnant Heinrich von Seckendorf und Georg Oliver Graf von Wallis sowie vom Feldzeugmeister Johann Hieronymus von und zum Jungen geführt wurden.

Der erste Angriff kam von der kaiserlich österreichischen Armee. Die Österreicher schafften es die linke spanische Flanke zurückzudrängen. Die Offensive der Österreicher begann jedoch viel zu spät und stieß auf heftige spanische Gegenwehr. Gerade in der dritten Kolonne konnten die Spanier die Österreicher brutal zurückschlagen und diese zogen sich in eine Schlucht zurück, wo viele Verluste zu beklagen waren. Mercy wurde verwundet und Johann Hieronymus von und zum Jungen übernahm den Oberbefehl. Die Schlacht wurde schließlich abgebrochen. Die Verluste auf österreichischer Seite betrugen 4.000 Mann und auf spanischer Seite 2.000 Mann. Den Spaniern unter dem Oberbefehl von Marquis de Lede, General Armendáriz und Feldmarschall Marquis de Villadarias war ein taktischer und militärischer Erfolg gelungen. Dieser sollte sich aber nur als ein kurzer Lichtblick erweisen. Der Krieg auf Sizilien nahm kein Ende und Guilio Alberoni wurde ein Jahr später gestürzt. Die Spanier konnten ihre Besitzungen in Italien nicht zurückerobern. Jedoch lag es nicht an dem spanischen Heer, das durchaus gute Möglichkeiten gehabt hätte den Verlauf des Krieges auf Sizilien zu ändern, sondern der schlechten Führung aus Madrid und der Meinung die Österreicher und Briten würden sich in die Auseinandersetzung nicht einmischen und keine Truppen nach Sizilien schicken. In Worten des Marquis de la Mina: “no los sacó la guerra, sino la paz; no los obligaron las cuchillas enemigas, sino los decretos del rey." (Sie wurden nicht durch Krieg, sondern durch Frieden vertrieben; sie wurden nicht durch feindliche Klingen vertrieben, sondern durch die Anordnungen des Königs.)

Lisa Schatzer
Signatur: OeStA/KA KPS KS H III d, 1023), 17.06.1719

Literatur: 

  • Alberto Abián Cubillo, David: La guerra de sitio en la Guerra de la Cuádruple Alianza (1717-1721): la defensa y asedio de las fortalezas en Sicilia. Universidad de Cantabria, Santander 2015
  • Albi, Julio: La caballería española, un eco de clarines. Tabapress, S.A. Madrid, 1992. S. 57-60
  • Boeri, Giancarlo; Giacome Piana, Paolo y Mirecki Quintero, José Luis de: «La batalla de Francavilla». Desperta Ferro: Historia Moderna, 2019, 39, S. 44-49
  • Borreguero, Beltrán: Guerra y Propaganda en el reinado de Felipe V. Universidad de Burgos 2020
  • Pesendorfer, Franz: Österreich-Großmacht im Mittelmeer? Das Königreich Neapel-Sizilien unter Kaiser Karl VI. (1707/20-1734/35) Wien 1998
  • Schmidt, Peer: Kleine Geschichte Spaniens. Stuttgart 2004