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Karl Wlaschek und die Anfänge von BILLA

Das Magistratische Bezirksamt für den 16. Bezirk in Wien verweigerte die Gewerbeberechtigung für Karl Wlaschek,

Archivale des Monats Dezember 2023

Zum Zeitpunkt seines Todes im Jahr 2015 galt Karl Wlaschek als einer der drei reichsten Österreicher. Sein auf über vier Milliarden Euro geschätztes Vermögen hatte er seit dem Verkauf der „BILLA-Gruppe“ an den deutschen Rewe-Konzern im Jahr 1996 um gut eine Milliarde Euro im Jahr 1996 in Immobilien gemacht. Das Archivale des Monats Dezember führt uns zurück an die Anfänge von Wlascheks Karriere im Einzelhandel.

Der im Jahr 1917 geborene Karl Wlaschek konnte nur einige Semester Chemie studieren, bevor er 1938 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg verdingte er sich unter dem Pseudonym „Charly Walker“ in Kärnten als Barpianist. Da er in Klagenfurt keinen Gewerbeschein erhielt, zog er 1949 nach Wien. Ab dem Sommer 1950 bemühte sich Wlaschek um eine Gewerbeanmeldung für den „Kleinhandel mit Parfümerie- und Haushaltsartikeln, Toiletteartikeln und Material sowie Papier- und Schreibwaren“. Dafür benötigte er aber einen „Großen Befähigungsnachweis“, den er nicht zu erbringen vermochte. Das Magistratische Bezirksamt für den 16. Bezirk verweigerte ihm die „ausnahmsweise Dispens von der Beibringung des Dienstzeugnisses zum Antritt des Gewerbes“ am Standort Koppstraße 67. Wlaschek legte gegen diesen Bescheid Berufung ein und bis 1953 weitere Unterlagen vor. Die Inskription für das Chemiestudium ersetzte schließlich das Schulzeugnis und das fehlende Dienstzeugnis wurde durch eine (von weiteren Zeugen bekräftigte) Bestätigung seiner damaligen Ehefrau Hildegard Wlaschek aufgewogen, die ihm bescheinigte von März 1939 bis April 1943 in ihrem ehemaligen Einzelhandelsgeschäft auf der Wollzeile 22 mitgearbeitet zu haben. Da er in diesen Jahren zur Wehrmacht eingezogen worden war, dürfte die Mitarbeit nur äußerst geringfügig ausgefallen sein. Das Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau sah damit dennoch die Anforderungen der Gewerbeordnung in der Fassung nach der Novelle des Jahres 1952 als erfüllt an und hob den angefochtenen Bescheid auf. Damit war der Weg für Wlascheks Einzelhandelskarriere frei. >>>

Die in der "zweiten Runde" eingereichten Unterlagen genügten. Das Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau sah nach der Berufung die Anforderungen erfüllt (zum Vergrößern in neuem Tab öffnen).

>>> Am 7. Dezember 1953 eröffnete Wlaschek seine erste Parfümerie, wo er Markenartikel zu Diskontpreisen anbot. In der Folge expandierte der Warenhandel Karl Wlaschek (WKW) rasch und umfasste 1960 bereits 45 Filialen in Österreich. Wlaschek übertrug daraufhin das Konzept auf den Lebensmittelhandel, führte das Selbstbedienungssystem ein und nannte seine Geschäfte ab 1961 BILLA, was für Billiger Laden stand. 1988 feierte er mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einem zweitägigen Fest in der Hofburg „35 Jahre BILLA“, woran der hier gezeigte Bierdeckel erinnert.

Der für die "35 Jahre BILLA"-Feier gestaltete Bierdeckel.

Maximilian Graf

Signaturen:
ÖStA/AdR, BMfHuW, Zl. 31.565-III-17/1951
ÖStA/AdR, BMfHuW, Zl. 311.399-III-17/1951

Literatur:
Adolf Haslinger, Karl Wlaschek. Eine Erfolgsgeschichte, St.Pölten/Salzburg 2005.