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Tiefseeexpedition der SMS Pola im Jahr 1893

Archivale des Monats Mai 2023

Der Missionsbericht von Fregattenkapitän Wilhelm Mörth an die Marinesektion vom 5. August 1893. Zum Vergrößern in neuem Tab öffnen, die Transkription finden Sie unterhalb.

Immer wieder unternahm die k.(u.)k. Kriegsmarine Expeditionen zur Erforschung der Meeresgebiete. Oftmals auch mit militärischem Hintergrund, dienten viele jedoch auch der wissenschaftlichen Forschung. Die erste Weltumsegelung eines österreichischen Kriegsschiffs – die Reise der SMS Novara in den Jahren 1857-1859 – war dafür eines der bis heute wohl prominentesten Beispiele. Wenn vielleicht auch weniger im heutigen Bewusstsein, so dennoch nicht minder interessant waren die sogenannten Tiefseeexpeditionen der Jahre 1890-1898, von denen die SMS Pola vier Hauptreisen in das östliche Mittelmeer unternahm.

2023 jährt sich die vierte (fast) abschließende Hauptreise zum 130. Mal. Diese sollte über 109 Haupt- und 29 Nebenstationen in das ägäische Meer führen. Im Speziellen hatte der Forschungsstab einer Tiefsee-Kommission, die sich aus Mitgliedern der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und von Institutionen der Kriegsmarine zusammensetzte, das bis dahin noch kaum beforschte Gebiet des östlichen Mittelmeers im Rahmen einer größeren Abfolge von Reisen besser zu verzeichnen. Bis in die 1880er Jahre lagen aus diesem Gebiet immerhin nur 281 Sondierungen in Tiefen über 500m auf Seekarten vor.

Nachdem die ersten drei Reisen der SMS Pola in den Jahren 1890-1892 bereits große Erfolge gezeitigt hatten – immerhin speiste ein Großteil des von dort mitgebrachten Materials die Bestände des Naturhistorischen Museums in Wien –, folgte zwischen dem 16. Juli und 5. Oktober 1893 eine vierte Reise. Diese umfasste folgende vier Schwerpunkte:

  1. detailliertere Erforschung der Tiefseelebewesen um die Gebiete Cerigo, Cerigotto und Milo;
  2. genauere ozeanographische Erschließung der Ägäis;
  3. Untersuchung des Wasseraustauschs zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer;
  4. nähere Umgrenzung bzw. Auslotung der 1892 bei Makri (Rhodos) entdeckten Tiefe von 3591m.

Trotz einiger Hindernisse – so musste die SMS Pola eine zunächst zehntägige Quarantäne in Delos ab 18. September hinnehmen, weil in Konstantinopel und Gallipoli Cholerafälle aufgetreten waren – konnte die Reise durchwegs erfolgreich abgeschlossen werden. Die Erkenntnisse des wissenschaftlichen Teams trugen erheblich zur Erforschung dieser bis dahin wenig untersuchten Regionen bei, wobei mit der Entsendung der SMS Taurus ins Marmarameer im darauffolgenden Jahr auch diese Lücke geschlossen werden konnte.

Bei dem vorliegenden Dokument handelt es sich um den ersten Missionsbericht von Fregattenkapitän Wilhelm Mörth an die Marinesektion vom 5. August 1893. Dabei fasst Mörth nicht nur die ersten zwei Wochen der Reise kurz zusammen, sondern gibt vielmehr auch Einblicke in Umstände, die er für die Marineführung als interessant einstufte. Neben den Berichten zu den seemännischen Aspekten der Reise, wie Navigation und meteorologischen Daten, stellen diese Missionsberichte eine der wichtigsten Quellen für die Seereisen der Marine dar. Diese finden sich in ergiebiger Fülle auch zu den anderen Expeditionen der österreichischen Marine in den Akten des Marinebestands im Österreichischen Staatsarchiv/Abteilung Kriegsarchiv.

Transkription des Missionsberichts (PDF, 212 KB)

Harald Fiedler
Signatur: AT-OeStA-KA, Marine, NMA, ZSt, KM-MS, OK, Akten Kt. 70, 1893 XI-2/6, Zl. 1219

Literatur:

  • Josef LUKSCH, Physikalische Untersuchungen im östlichen Mittelmeer. IV. Reise S.M. Schiff „Pola“ im Jahre 1893, in: Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien (Hg.), Berichte der Kommission für Erforschung des östlichen Mittelmeers, 3. Reihe, Bd. 61 (Wien 1894), 65–116
  • Konrad NATTERER, Chemische Untersuchungen im östlichen Mittelmeer. IV. Reise S.M. Schiff „Pola“ im Jahre 1893, in: Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien (Hg.), Berichte der Kommission für Erforschung des östlichen Mittelmeers, 3. Reihe, Bd. 61 (Wien 1894), 23–63
  • Helmut SATTMANN/Verena STAGL, Die österreichisch-ungarischen Tiefsee-Expeditionen mit dem Schiff Pola, in: Kunsthistorisches Museum Wien (Hg.), Die Entdeckung der Welt – die Welt der Entdeckungen (Wien 2001)
  • Günther SCHEFBECK, Die österreichisch-ungarischen Tiefseeexpeditionen 1890–1898 (Weishaupt Verlag, Graz 1991)