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Mord im Auftrag des Kaisers oder Undank ist der Welten Lohn? Archivale des Monats Februar 2020

Albrecht Wenzel Eusebius Waldstein (“Wallenstein“), Herzog von Friedland, ist eine der schillerndsten Figuren in der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Dabei war seine Karriere keineswegs vorprogrammiert. 1583 geboren, war er zunächst Protestant; erst die Konversion zum katholischen Glauben und seine zweite Ehe mit Isabella von Harrach ebneten ihm den Weg in die höchsten Hofkreise. Dank seiner wirtschaftlichen und strategischen Begabung avancierte er zum erfolgreichen Feldherrn. Wallensteins glänzende militärische Karriere hatte 1620 mit selbst finanzierten Truppen begonnen. 1628 war er zum Herzog von Mecklenburg und damit zum Reichsfürsten erhoben worden. 1630 auf dem Kurfürstentag von Regensburg erstmals entlassen, wurde er in der kriegerischen Notlage von 1632, als Gustav Adolf von Schweden fast ganz Deutschland eroberte, erneut zum Generalissimus des Kaisers mit umfassenden Vollmachten ernannt und hatte eine überaus mächtige und finanzstarke Position inne. Sein persönliches Talent beschränkte sich freilich nicht auf die militärische Strategie, ebenso, wenn nicht sogar noch wichtiger, waren seine Leistungen im Bereich der Heeresorganisation und der Wirtschaftspolitik. Doch die Stimmung am Kaiserhof wandte sich bald wieder gegen ihn. Im Jänner 1634 wurde er erneut auf Befehl des Kaisers entlassen und am 25. Februar 1634 in Eger ermordet.

Bericht über den Ablauf der Ermordung Wallensteins © OeSTA

Über den Tathergang der Ermordung oder – aus Sicht der kaiserlichen Anhänger – Hinrichtung Wallensteins liegt ein relativ zeitnah verfasster Bericht, vermutlich aus der Feder Oberst Gordons, mit einigen Ergänzungen von General Octavio Piccolomini, vor. Am 24. Februar 1634 traf Wallenstein in der westböhmischen Stadt Eger ein und wurde vom Stadtkommandanten John Gordon im Haus des Bürgermeisters einquartiert. Am späten Abend des folgenden Tages wurde er auf Befehl Gordons und der beiden kaisertreuen Offiziere Walter Butler und Walter Leslie in seinem Quartier von Hauptmann Walter Devereoux getötet. Schon zuvor waren seine Offiziere, die ihm bis zum Schluss die Treue gehalten hatten, Christian von Illo, Adam Erdmann von Trcka, Wilhelm von Kinsky sowie der Rittmeister Heinrich Niemann nach einem Bankett ermordet worden. In Folge des Sturzes Wallensteins wurden seine Besitzungen sowie auch die Häuser seiner Parteigänger konfisziert und an die Auftraggeber der Mörder bzw. Exekutoren verteilt. Die Anklage, die gegen Wallenstein erhoben wurde, beruhte auf Gerüchten und Übertreibungen. Die Tötung erfolgte ohne Prozess. Ein solcher war nach Ansicht der Berater des Kaisers nicht nötig, da Wallenstein durch sein Verhalten zu einem offenkundigen Rebellen geworden und der Reichsacht verfallen sei.

Wallenstein suchte einen Ausgleich mit den deutschen Protestanten, die ihm aber ebenfalls misstrauten, eine Politik, die Kaiser Ferdinand nach dem Tode des Feldherrn zunächst erfolgreich weiterführen sollte. Dazu kamen noch finanziellen Aspekte: die teure Kriegsführung und die Zahlungen für das Winterquartier in Böhmen. Wallenstein war zum Zeitpunkt seiner Ermordung schwer krank, nach seinem natürlichen Tod hätte sein Neffe Maximilian Waldstein das riesige Vermögen geerbt. Das Geld wurde jedoch dringend für den Staatshaushalt benötigt. Mit der Ermordung Wallensteins beseitigte man einen Gläubiger und konnte gleichzeitig die konfiszierten Güter zur Bezahlung weiterer Schulden verwenden. Somit trat zum politischen Misstrauen als wesentliches Tatmotiv der finanzielle Vorteil hinzu. Um mit Schiller zu enden: „Nur vom Nutzen wird die Welt regiert“.

AT-OeStA/HHStA Kriegsakten 74, (alt Fasz. 107), fol. 1-3

Zdislava Röhsner