Der Nachlass von Christoph Columbus und die silberne Hochzeit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth

Archivale des Monats Juli 2025

Erzherzogin Marie Therese als Infantin Isabella von Parma
Foto des Hoffotografen Victor Angerer: Fotografie von Erzherzogin Maria Theresia in historischem Kostüm als Infantin Isabella von Parma aus dem Tableaux Vivantes anlässlich der silbernen Hochzeit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth.

Die Quellenlage in staatlichen Archiven zu den Mitgliedern der Nebenlinien des Hauses Habsburg ist in den meisten Fällen erstaunlich dünn. Daraus ergibt sich, dass bislang nur wenige Publikationen zu den nicht regierenden Erzherzoginnen und Erzherzogen – eine Ausnahme bilden etwa Erzherzog Johann und Erzherzog Palatin Stephan – erschienen sind. Die Hofstaatsverwaltungen von nichtregierenden Mitgliedern des kaiserlichen Hauses sind nur in wenigen Fällen im Haus-, Hof- und Staatsarchiv überliefert. Immerhin sind 57 Geschäftsbücher und ein Karton mit Akten aus der Privatkanzlei der Erzherzogin Sophie (1805–1872) und nur geringfügig mehr aus der Kanzlei ihres Mannes, des Erzherzogs Franz Karl (1802–1878), in der Bestandsgruppe der Hofarchive zu finden, sowie der Nachlass von Erzherzogin Sophie in der Bestandsgruppe Hausarchive.

Der 2024 vom Haus-, Hof- und Staatsarchiv übernommene Nachlass Columbus kann hier erfreulicherweise eine Lücke schließen. Christoph Columbus (1815–1907) war Privatsekretär des jüngeren Bruders von Kaiser Ferdinand, Erzherzog Franz Karl, und nicht als einziges Mitglied der Familie Columbus im Dienste des Kaiserhauses tätig; sein Bruder Joseph Columbus (1804–1877) wirkte nämlich als Religionslehrer des nachmaligen Kaisers Franz Joseph I.

Bei dem größten Teil des Nachlasses handelt es sich um Dokumente aus der Tätigkeit von Christoph Columbus als Privatsekretär von Erzherzog Franz Karl. Hier finden sich beispielsweise auch Briefe, die direkt an Erzherzog Franz Karl gerichtet wurden. Hervorzuheben ist ein Schreiben von Kaiser Ferdinand I., der seinen Bruder ersucht, ihn bei der Eröffnung einer Teilstrecke der Kaiser Ferdinand Nordbahn, sowie bei den in Galizien stattfindenden Militärübungen zu vertreten. Auch ein Brief Kaiser Franz Josephs, der seinen Vater bittet, sich an den Anleihen von 200 Millionen Gulden finanziell zu beteiligen, die zur Deckung der Staatsschulden ausgegeben worden waren, ist ebenfalls bemerkenswert.

Erzherzog Ferdinand als Kind
Fotografie von Erzherzog Ferdinand als Edelknabe aus dem Tableau, anlässlich der silbernen Hochzeit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth.

Die weitere Korrespondenz stammt zu einem überwiegenden Teil aus der beruflichen Tätigkeit von Columbus, erwähnenswert ist hier besonders der intensive Schriftverkehr mit dem Obersthofmeister von Erzherzog Franz Karl, Ferdinand Wurmbrandt-Stuppach (1807–1886). Der Nachlass umfasst vier Archivkartons Akten, Urkunden (Adelserhebungen), Petschaften, sowie über hundert Fotografien, Bilder und Medaillen.

Einen privaten Einblick in die Feierlichkeiten anlässlich der silbernen Hochzeit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth geben die im Nachlass enthaltenen Fotografien aus den „Tableaux vivantes“, die am 22. April 1879 im Palais des Erzherzogs Karl Ludwig (1833–1896), unter Mitwirkung der jüngeren Mitglieder des kaiserlichen Hauses, entstanden sind. Mit diesen Tableaus wollte die kaiserliche Familie – analog zur bekannten Bildstrecke des „Makartzugs“ über die Ringstraße – das Jubelpaar feiern. Thematisch wurden mit dieser Serie Höhepunkte aus der Geschichte des Hauses Habsburg dargestellt. Die hier gezeigten Fotografien wurden vom Hoffotografen Viktor Angerer angefertigt und zeigen Erzherzogin Maria Theresia als Infantin Isabella von Parma, Braut des späteren Kaisers Joseph II. Eine genaue Auflistung all dieser Bilder hat sich im Bestand der Neueren Zeremonialakten enthalten, während sich eine kurze Erwähnung dieses Ereignisses im Zeremonialprotokoll von 1879 findet.

Die Archivalien im Nachlass Columbus ergänzen damit die Bestände des Haus-, Hof- und Staatsarchivs auf eine einzigartige Weise – vor allem, weil sich hier sehr oft nur die Überlieferung der kaiserlichen Linie der Familie erhalten hat. Die Quellen zu den nicht regierenden Familienmitgliedern liegen, sofern sie noch erhalten sind, häufig in den bis heute in Privatbesitz befindlichen Familienarchiven.

Besonderer Dank gebührt daher an dieser Stelle all jenen Eigentümern von Nachlässen, die die Bedeutung der Stücke erkennend, diese dem Österreichischen Staatsarchiv zur weiteren Verwahrung übergeben. Dadurch kann diese wichtige Überlieferung abseits des behördlichen Schriftguts eine fachgerechte Ordnung, Lagerung und Erschließung geboten und zugesichert, wodurch sie der historischen Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Möge dies all jenen, die auch heute noch auf Dachböden, in Truhen und Schränken auf „altes Papier“ stoßen, als Einladung dienen, mit uns in Kontakt zu treten.

Zdislava Röhsner

Quellen:

  • Nachlass von Joseph und Christoph Columbus (AT-OeStA/HHStA NL Columbus 25-13; 3-3; 4-30; 31; 25-25)
  • Neuere Zeremonialakten (AT-OeStA/HHStA OMeA NZA 253-1)
  • Privatkanzlei von Erzherzogin Sophie (AT-OeStA/HHStA HA HStV EHS)
  • Sekretariat von Erzherzog Franz Karl (AT-OeStA/HHStA HA HStV EFK)