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Am 12. März 1945 kam es durch hunderte B-17 und B-24 Bomber der United States Army Air Force zur Bombardierung der Wiener Innenstadt. Neben zahlreichen anderen Gebäuden blieb auch die Staatsoper nicht verschont; das Bühnenhaus wurde zur Gänze zerstört und ein 24-stündiges Feuer wütete durch den Zuschauerraum[1].
Noch bevor der zehn Jahre andauernde Wiederaufbau des Gebäudes im Jahr 1955 vollendet war, begann 1954 ein eigens durch das Bundesministerium für Unterricht eingerichtetes Komitee bereits mit den Vorbereitungen für die Wiederaufnahme des künstlerischen Betriebs. Ziel der Operndirektion war es, ein beispielloses Eröffnungsprogramm aus insgesamt acht Neuinszenierungen zu liefern und so aller Welt die „unverrückbare[n] staats- wie kulturpolitischen Grundsätze Oesterreichs“[2] zu veranschaulichen. Auf dem Programm standen unter anderem Mozarts Don Giovanni, Verdis Aida und Wagners Die Meistersinger von Nürnberg.
Nach unzähligen Bemühungen und der einen oder anderen künstlerischen Meinungsdifferenz kam es schließlich am 6. November 1955 zur feierlichen Wiedereröffnung. Nach einem vormittäglichen Staatsakt, an dem ausschließlich geladene (männliche) Gäste teilnehmen durften, fand am Abend die Galavorstellung von Ludwig van Beethovens einziger Oper Fidelio statt. Die Geschichte der heldenhaften Leonore, welche als Mann verkleidet ihren Gatten Florestan aus der politischen Gefangenschaft des grausamen Gefängnisgouverneurs Don Pizarro befreit, stellte eine symbolische Parallele zur Befreiung Österreichs durch die Alliierten dar.
Dirigiert wurden die Wiener Philharmoniker von Operndirektor Böhm selbst. Zahlreiche Ehrengäste wohnten der Veranstaltung bei, darunter Bundespräsident Theodor Körner, Bundeskanzler Julius Raab, zeitgenössische Komponisten wie Carl Orff, Jean Sibelius und Igor Strawinsky, Stardirigent Herbert von Karajan sowie US-Außenminister John Foster Dulles.
Die Aufführung war, trotz des verspäteten Erscheinens des Bundespräsidenten aufgrund einiger Kommunikationsschwierigkeiten, ein voller Erfolg: „[S]tellenweise war das Aufleuchten der Blitze so stark, dass man die Stufen nicht sehen konnte“[3]. Eine Vielzahl an Zuschauenden im In- und Ausland verfolgten die große Prämiere, die im Rundfunk übertragen wurde.
Hier ausgestellt sind das an den Bundespräsidenten ausgehändigte Programm zum vormittäglichen Staatsakt, sowie der Design-Entwurf der Eintrittskarten für die Fidelio-Prämiere. Die Karten waren zu Preisen zwischen 300 und 3.000 Schilling (inflationsbereinigt etwa 210 bis 2.100 Euro) erhältlich. Freikarten wurden besonders spärlich vergeben; selbst hochrangige Politiker mussten ihre Karten eigenständig erwerben.