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Ein Feldherr fährt in den Krieg

Archivale des Monats September 2021

Es war ein schlichter Handzettels, um sich nach langem Warten vom k.u.k. Minister des Äußeren zu verabschieden.

Nach der Ermordung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo am 28. Juni 1914 hatte sich der Kontakt zwischen dem k.u.k. Generalstabschef General der Infanterie Franz Conrad von Hötzendorf und dem k.u.k. Minister des Äußern Leopold Graf Berchtold ganz wesentlich intensiviert. Das Schicksal der Monarchie stand auf dem Spiel und vor dem Hintergrund der internationalen diplomatischen Entwicklung galt es stets die Notwendigkeiten und Möglichkeiten militärischer Maßnahmen abzuwägen. Seit dem 28. Juni 1914 verging kaum ein Tag ohne unmittelbarer Gesprächskontakte, Entsendung engster Mitarbeiter oder zumindest schriftlicher Kommunikation zwischen Conrad und Berchtold.

Ein derartiger Tag war allerdings jener der Abreise Conrads auf den russischen Kriegsschauplatz am 15. August 1914, wo zwar eine Abschiedsaudienz beim Kaiser und eine Verabschiedung vom Vorstand der Militärkanzlei Seiner Majestät stattfand, aber kein Treffen zwischen Conrad und Berchtold. Spätestens die lange Wartezeit auf die Abfahrt des Zuges dürfte Conrad genützt haben, um sich mittels eines eher schlichten Handzettels vom k.u.k. Minister des Äußern zu verabschieden. Vermutlich wurde das Schreiben kuvertiert dem Aktenverkehr mit Berchtold bzw. dessen Ministerium beigelegt oder per Boten zugestellt.

Postkarte mit Franz Conrad von Hötzendorf als Motiv.

Um 2:22 Uhr des 16. August 1914 rollte der Zug des Armeeoberkommandos vom Nordbahnhof* in Richtung Przemyśl ab.

Rudolf Jeřábek
Signatur: KA NL B/1450 Conrad
Literatur: Conrad Feldmarschall, Aus meiner Dienstzeit 1906-1918, 4. Bd., Wien 1923

* Befand sich nördlich des Pratersterns für die Bahnlinie Wien-Krakau.