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Die Anfänge habsburgischer Großmachtpolitik – die Erwerbung Tirols

Archivale des Monats September 2020
 
Urkunde Margarete "Maultasch" von 1336
Am 26. Jänner 1363 übertrug Margarete „Maultasch“ ihre Rechte auf das Land Tirol an die habsburgischen Herzöge Rudolf IV., Albrecht III. und Leopold III.

Am 26. Jänner 1363 übertrug Margarete „Maultasch“ ihre Rechte auf das Land Tirol an die habsburgischen Herzöge Rudolf IV., Albrecht III. und Leopold III. Das war einerseits von geopolitischer Bedeutung – Tirol bildete die Landbrücke zwischen den habsburgischen Stammlanden in der heutigen Schweiz und den neu gewonnenen Herzogtümern. Anderseits brachte das an Bodenschätzen reiche Tirol den Habsburgern auch bedeutende Einnahmen ein, die ein wichtiges Fundament für den Aufstieg zur Weltmacht schufen.

Der Weg bis zur Erwerbung Tirols verlief jedoch nicht ohne Hindernisse. Im 14. Jahrhundert kämpften Luxemburger, Wittelsbacher und Habsburger nicht nur um die Vorrangstellung im Heiligen Römischen Reich, sondern auch um die strategisch bedeutsame Grafschaft Tirol. 1330 wurde die zwölfjährige Erbin von Tirol, Margarete, mit dem noch jüngeren Johann (Heinrich) von Luxemburg vermählt. Der Übergang Tirols an die Luxemburger schien somit gesichert und 1335 trat das junge Paar die Herrschaft in Tirol und Kärnten an.

Doch 1341 verstieß Margarete ihren Mann und vertrieb ihn aus dem Land. Mit dem Argument, dass ihre Ehe nie vollzogen worden und daher nichtig sei, heiratete sie 1342 – ohne vorherige Annullierung ihrer Ehe mit Johann Heinrich – den Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern, Ludwig von Brandenburg. Als Folge davon wurde das Paar exkommuniziert. Der Habsburger Albrecht II. setzte sich beim Papst für Margarete und Ludwig und ihren 1344 geborenen Sohn Meinhard ein; 1349 wurde die erste Ehe Margaretes für nichtig erklärt, und Ende der 1350er Jahre dann auch der Kirchenbann aufgehoben.

Nach dem Tod Ludwigs von Brandenburg 1361 und dem Ableben Meinhards 1362 verhandelte Margarete mit Rudolf IV., dem Sohn des mittlerweile verstorbenen Albrecht, und vermachte ihm und seinen beiden Brüdern Tirol. Insgesamt 14 Tiroler Adelige hängten ihre Siegel an das Pergament und bekundeten so ihre Zustimmung zu diesem Coup Margaretes.

Margarete verließ noch im Jahr 1363 Tirol und ließ sich in Wien nieder, wo sie bis zu ihrem Tod 1369 in der Nähe des Minoritenklosters wohnte und dort schließlich auch begraben wurde. Ihre sterblichen Überreste wurden daher nur wenige Schritte entfernt vom heutigen Aufbewahrungsort der Urkunde im Haus-, Hof- und Staatsarchiv beigesetzt.

Kathrin Kininger

Signatur: AT-OeStA/HHStA UR AUR 1363 I 26

Literatur: Riedmann, Josef: „Wohl ein Dokument von weltgeschichtlicher Wichtigkeit“. Die Urkunden der Tiroler Landesfürstin Margarete für die Herzoge von Österreich vom 26. Jänner 1363, in: Tiroler Heimat 77/2013, S. 5-32; Haidacher, Christoph/ Mersiowsky, Mark (Hgg.), 1363–2013. 650 Jahre Tirol mit Österreich. Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs 20. Innsbruck 2015;  Wiesflecker, Hermann: Der Föderalismus in der österreichischen Geschichte, in: Historische und aktuelle Probleme des Föderalismus in Österreich (Föderalismus-Studien Bd. 1) Wien, Köln, Graz 1977, S. 7-26; Niederstätter, Alois: Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter (Österreichische Geschichte 1278-1411) Wien 2001, S. 154-159 und 238-247.