Die Belagerung von Gibraltar 1727 durch die spanische Armee
Archivale des Monats Juni 2025

Im Rahmen des anglo-spanischen Kriegs kam es immer wieder zu Angriffen der spanischen Streitkräfte auf die britische Garnison von Gibraltar. Anfang Februar 1727 waren spanische Arbeiter von San Roque auf die Landenge gezogen, um mit dem Bau von Kampflinien zu beginnen. Am 22. Februar kam es schließlich zu einem Warnschuss über die Köpfe der Arbeitergruppe: „Der Gouverneur gab ihnen um vier Uhr eine Waffe als Herausforderung und in einer Stunde kanonierte er sie sehr herzlich“. So begann die 13. Belagerung von Gibraltar.
Die spanischen Truppen in Gibraltar, unter denen auch viele Nichtspanier kämpften, zählten zwischen 12000 und 25000 Soldaten. Auf britischer Seite standen zu Beginn der Belagerung 1500 Verteidiger, die sich auf 5000 erhöhten. Die Spanier schienen schon zu Beginn des Jahres 1727 die Kontrolle über Gibraltar verloren zu haben, da ihre Marine durch Niederlagen bereits sehr geschwächt war. Außerdem verfügten die Briten auf dem Gebiet der Marine über eine vollständige Vormachtstellung. Hochrangige Militärberater warnten König Philipp V. vor einer Rückeroberung Gibraltars und bezeichneten ein solches Unterfangen als unmöglich. Der König war jedoch beeindruckt vom Grafen De las Torres de Alcorrín, dem Vizekönig von Navarra. Dieser meinte, er könne „in sechs Wochen Spanien von dieser schädlichen Ansiedlung von Ausländern und Ketzern befreien“. Schließlich stationierte der Graf 30 Infanteriebataillone, sechs Geschwader von Pferden, 27 Mörser und 22 Kanonen in San Roque. Zunächst bewegte De las Torres fünf Bataillone und 1000 Arbeiter vorwärts, um einige verlassene Befestigungen zu erobern und Gräben zu errichten. Diese sollten dazu dienen, die Stadt besser angreifen zu können. Jedoch konnten sich die Spanier gegen die Briten nicht behaupten, Admiral Sir Charles Wager schlug sie in kürzester Zeit. Daraufhin leisteten die Spanier Gegenwehr und griffen die Briten erneut an. Das spanische Bombardement dauerte zehn Tage. Eine verheerende Wetterlage beeinträchtigte die Bemühungen der Spanier. Währenddessen schickten die Briten wichtige Verstärkung nach Gibraltar. Nach dieser ersten Bombardierung gab es starke Verluste auf beiden Seite. Am 7. Mai war De las Torres bereit, ein weiteres großes Bombardement zu starten. Erneut waren die Verluste auf beiden Seiten beträchtlich. Die Spanier verzeichneten große materielle Schäden und beklagten zusätzlich noch den Mangel an Vorräten.
Schließlich mussten die Spanier am 23. Juni einen Waffenstillstand anbieten. Sie sollten außerhalb von Gibraltar im Lager bleiben, die Feindseligkeiten waren einzustellen. Was blieb, war eine unruhige Waffenruhe, die bis zum Ende des anglo-spanischen Kriegs im Jahr 1729 bestehen sollte.
Lisa Schatzer
Signatur: AT-OeStA/KA KPS KS H III d, 1063