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Kaunitz' Rücktrittsgesuch an Maria Theresia 1773 Archivale des Monats Juli 2018

Am 7.12.1773 reichte Anton Wenzel Fürst von Kaunitz-Rietberg (1711 bis 1794), seit 1753 Staatskanzler und in der Folge wichtigster Berater Maria Theresias auch in inneren Angelegenheiten, seinen Rücktritt ein. Am Ende eines an seine Kaiserin-Königin gerichteten Memorandums zur Frage der polnischen Grenzregulierung führte er dabei in einem eigenhändig verfassten, sehr persönlich gehaltenen Text insbesondere seine mangelnde Gesundheit ins Treffen.

Kaunitz' Rücktrittsgesuch © OESTA

Der wahre Grund für diesen Schritt waren freilich persönliche und sachliche Gegensätze zwischen Kaunitz und Kaiser Joseph II., dem Sohn und – seit 1765 – Mitregenten Maria Theresias in den Ländern der Habsburgermonarchie. Angesichts der in der Arbeit der obersten Zentralbehörden nach wie vor zu lösenden Probleme scheute Joseph in seinem radikalen Reformeifer nicht davor zurück, selbst die Position seiner Mutter und ihres bedeutendsten Staatsmannes in Frage zu stellen: Er drängte darauf, als oberstes Staatsorgan in inneren und äußeren Angelegenheiten ein unter seiner eigenen Führung stehendes dirigierendes Kabinett zu schaffen, wobei Maria Theresia de facto auf die Regierung verzichten und Kaunitz sich in der Außenpolitik Josephs Kontrolle unterwerfen sollte. Betreffend seine polnische Politik wurde Kaunitz von Joseph in persönlich verletzender Form attackiert.

Innerlich auf der Seite ihres langjährigen Weggefährten Kaunitz stehend, beschwichtigte Maria Theresia ihren kaiserlichen Sohn, der daraufhin den Fürsten seiner Wertschätzung versicherte. Voller Genugtuung konnte Maria Theresia somit – mittels eigenhändiger Marginalresolution – Kaunitz' Rücktrittsgesuch ablehnen.

Gerhard Gonsa

Signatur: AT-OeStA/HHStA StK Vorträge 113, XII, fol. 11-12

Kaunitz' Rücktrittsgesuch Transkription und Übersetzung (PDF, 25 KB)