Verwahrung der Familienarchive Kunwald und Stadlen geregelt

Familienmitglieder der Familien Kunwald und Stadlen
Die extra aus England angereisten Familienmitglieder der Familien Kunwald und Stadlen gemeinsam mit den ÖStA-Mitarbeitern Stefan Mach (AdR) und Thomas Just (Direktor HHStA). In der Mitte: Monica Peto und Generaldirektor Helmut Wohnout mit den Veträgen. 

Ludwig Kunwald (27. August 1835 – 14. März 1909) war ein bedeutender Vertreter des assimilierten jüdischen Großbürgertums in Wien. Er führte eine angesehene Anwaltskanzlei, die später auf seinen Schwiegersohn Max Stadlen (18. Dezember 1872 – 5. April 1932) sowie auf seinen Sohn Gottfried Kunwald (13. September 1869 – 14. März 1938) überging. Gottfried Kunwald spielte in der Zwischenkriegszeit eine wichtige Rolle im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben Österreichs: Als enger Berater von Bundeskanzler Ignaz Seipel war der hochgeachtete Jurist in zahlreiche finanzpolitische Entscheidungen eingebunden. Darüber hinaus trat er als großzügiger Wohltäter und Philanthrop hervor. Am 13. März 1938 – unmittelbar nach dem „Anschluss“ – wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und verhört. Um einer Deportation in ein Konzentrationslager zu entgehen, nahm sich Kunwald am darauffolgenden Tag das Leben. Sein gesamter Aktenbestand wurde von den NS-Behörden beschlagnahmt.

Monica Peto und Helmut Wohnout
Monica Peto und Helmut Wohnout unterzeichnen die Vereinbarung, durch diese wichtigen Dokumente langfristig für die internationale Forschung zugänglich bleiben.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gelangten die Unterlagen durch sowjetische Truppen nach Moskau. Erst nach langwierigen Verhandlungen wurden sie von Russland an Österreich zurückgeben. Nachdem vor einigen Jahren eine erste Kontaktaufnahme zwischen dem Österreichischen Staatsarchiv und den Nachkommen der beiden Familien zustande kam, konnte nunmehr eine endgültige Einigung über die Zukunft der Familienarchive erzielt werden. Die Familien Kunwald und Stadlen sind die rechtmäßigen Eigentümer des Nachlasses, zugleich verständigte man sich darauf, ein Archivdepot für die Papiere im ÖStA einzurichten.

Helmut Wohnout, Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, sowie die Nachkommen der Familien freuen sich, dass die Dokumente durch die getroffene Vereinbarung langfristig für die internationale Forschung zugänglich bleiben. Der Vertrag wurde am 29. September 2025 im Österreichischen Staatsarchiv von Monica Peto als Bevollmächtigte der Familien in Anwesenheit zahlreicher Familienmitglieder sowie von Helmut Wohnout unterzeichnet.

Das Österreichische Staatsarchiv betrachtet diese Vereinbarung als ein besonderes Privileg – zugleich als Ausdruck tiefer Wertschätzung und großen Vertrauens, das ihm von den Nachkommen der Familien entgegengebracht wird.