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Der Militärgerichtsakt des Generals Moritz von Auffenberg-Komarów

Archivale des Monats August 2021

Die Anklagebefehl (zum Vergrößern in neuem Tab öffnen)

Ende April 1915 begann beim Divisionsgericht Wien ein vielbeachteter militärgerichtlicher Prozess. Angeklagter war Moritz Auffenberg, General der Infanterie, welcher noch wenige Monate zuvor als Kommandant der 4. Armee über die russische 5. Armee gesiegt hatte und zum „Held von Komarów“ geworden war. Der Gerichtsprozess sowie das nachfolgende ehrengerichtliche Verfahren stellten den Wendepunkt in Auffenbergs Karriere dar.

Grund für das Gerichtsverfahren waren mehrere Telegramme und ein Briefwechsel zwischen Auffenberg und einem pensionierten Oberst namens Heinrich von Schwarz vom November 1912. Die Dokumente waren im April 1915 bei einer gerichtlichen Hausdurchsuchung entdeckt worden. Auffenberg, 1912 Kriegsminister, gab Schwarz in der Korrespondenz vertrauliche Informationen über Österreich-Ungarns militärische Vorbereitungen im Zuge des Ersten Balkankrieges weiter, darunter auch den Zeitpunkt der Mobilisierung dreier Armeekorps. Auffenberg wusste, dass Schwarz diese Informationen zur Spekulation an der Börse nutzte, um sich sein „Einkommen aufzubessern“. Da der Verdacht auf Missbrauch der Amtsgewalt und persönliche Bereicherung nahelag, ordnete Kaiser Franz Joseph die Einleitung eines Gerichtsverfahrens und die Verhaftung des Generals an.

Die Hauptverhandlung fand am 3. August 1915 statt, das Urteil wurde zwei Tage später verkündet und lautete auf Freispruch.

Die gerichtlichen Untersuchungen dauerten rund einen Monat, Ende Mai kam Auffenberg wieder aus der Untersuchungshaft frei. Die Anklage lautete schließlich auf „Hintansetzung der Dienstvorschriften“, einen Nachweis für persönliche Bereicherung fand der Untersuchungsrichter nicht. Die Hauptverhandlung fand am 3. August 1915 statt, das Urteil wurde zwei Tage später verkündet und lautete auf Freispruch. Im nachfolgenden ehrengerichtlichen Verfahren wurde der General jedoch der Gefährdung der Offiziersstandesehre für schuldig befunden und letztlich in den Ruhestand versetzt.

Der Gerichtsakt beinhaltet eine Vielzahl interessanter Dokumente. Dazu gehören in erster Linie die Anklageschrift, die Hauptverhandlung und das Urteil sowie die Verhörprotokolle Auffenbergs. Zahlreiche Zeugenaussagen, teils von prominenten Persönlichkeiten wie Kriegsminister Krobatin, ergänzen die Untersuchungen. Erwähnenswert sind zudem die Kontoauszüge Auffenbergs, welche im Zuge des Gerichtsprozesses angefordert und einer Prüfung unterzogen wurden sowie die Briefkorrespondenz Auffenberg-Schwarz, welche dem Gerichtsakt als Corpora Delicti beigelegt wurden. Die genannten Materialien ermöglichen interessierten ForscherInnen einen detaillierten Einblick in den Prozess.

Christoph Ortner
Signatur: AT-OeSTA/KA MGA GS W Wien Akten Dst 692/15