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Geschichte: Haus-, Hof- und Staatsarchiv

Kurzinformation

Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv ist als Außenstelle des Österreichischen Staatsarchivs in einem historischen Archivgebäude am Wiener Minoritenplatz untergebracht. Zeitlicher Schlusspunkt seiner Archivbestände ist das Ende der Habsburgermonarchie im Jahr 1918. Das älteste Dokument, eine Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen, stammt aus dem Jahr 816. Inhaltliche Schwerpunkte der in 11 Bestandsgruppen unterteilten Dokumente des Haus-, Hof- und Staatsarchivs sind:

  • Die Geschichte des Hauses Habsburg.
  • Die Tätigkeit der obersten Hofämter, des kaiserlichen Kabinetts und oberster kaiserlicher Ratsbehörden.
  • Diplomatie und Außenpolitik der Donaumonarchie.
  • Verwaltung und Rechtsprechung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (bis 1806).

Die erwähnten Aktenbestände zu "Haus", "Hof", "Staat" und "Reich" werden wesentlich ergänzt durch zahlreiche Herrschafts- und Familienarchive und private Schriftennachlässe sowie diverse Sammlungen, darunter eine bedeutende, sehr umfangreiche Urkundensammlung. Weitere Sammlungen umfassen Siegelabgüsse und -stempel, Handschriften sowie Pläne und Karten. Insgesamt werden auf 16 000 Laufmetern 130 000 Geschäftsbücher und Aktenkartons, 75 000 Urkunden, 15 000 Karten und Pläne und etwa 3 000 Handschriften verwahrt. Der große Stellenwert des Haus-, Hof- und Staatsarchivs für die internationale Forschung beruht auf dem weiten geographischen Einzugsbereich und der Vielfalt seiner Bestände. Neben dem "klassischen" Zugang der Diplomatie- und politischen Geschichte bietet das Archiv auch einer sozial- und kulturgeschichtlich orientierten Forschung reiches Material.

Geschichte

Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv wurde im Jahr 1749 von Kaiserin Maria Theresia gegründet. Durch ihre entschlossene Initiative konnte der jahrhundertealte, bis dahin stets gescheiterte Plan, ein zentrales Herrschaftsarchiv des Hauses Habsburg zu schaffen, verwirklicht werden. Maria Theresia wollte damit Verlegenheiten wie jene, in die sie zuvor selbst beim Ausbruch des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740 bis 1748) geraten war, als es an den alten Urkunden zum Beweis ihrer Erbfolgerechte gefehlt hatte, für die Zukunft ausschließen. Sämtliche wichtigen Rechts- und Herrschaftstitel des Hauses Habsburg – in der Regel Dokumente in Form mittelalterlicher Urkunden – wurden nun, teils aus unzugänglichen Depots in Wien selbst, teils aus weit entfernten Landesteilen, in das neue "Geheime Hausarchiv" geholt. Als Archivräume dienten zunächst einige Zimmer im Erdgeschoss des Reichskanzleitrakts der Hofburg, unmittelbar am Torweg vom Michaelerplatz zum inneren Burgplatz, wo für die nächsten eineinhalb Jahrhunderte auch der Hauptsitz des Archivs blieb. Bald wurde entschieden, dass das Archiv seinem Inhalt gemäß der für die Außenpolitik und die Angelegenheiten des Herrscherhauses zuständigen Zentralbehörde, also der Staatskanzlei, unterstellt werden sollte. Mittels Handschreiben ernannte Maria Theresia 1762 Staatskanzler Wenzel von Kaunitz zum obersten Archivleiter. Erst Jahrzehnte später, im beginnenden 19. Jahrhundert, wurde die eigene Aktenregistratur der Staatskanzlei zugunsten des Hausarchivs aufgelassen und fortan das gesamte diplomatische Aktenmaterial der "Haus-, Hof- und Staatskanzlei" im nunmehr als "Haus-, Hof- und Staatsarchiv" bezeichneten Archiv hinterlegt. Damit wurde der Schritt vom bloßen Auslesearchiv wichtiger Urkunden zum lebendigen, stetig weiter wachsenden Behördenarchiv vollzogen. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 wurden die verwaisten Registraturen der obersten Reichsbehörden vom Haus-, Hof- und Staatsarchiv übernommen; einsetzend mit dem späten 19. Jahrhundert erfolgten auch seitens des kaiserlichen Kabinetts und der Hofbehörden kontinuierliche Aktenabtretungen. Unter Kaiser Franz Joseph I. entschloss man sich angesichts der immer größer werdenden Raumnot infolge des starken Anwachsens der Aktenmengen zu einem Archivneubau am Wiener Minoritenplatz, wo sich das Haus-, Hof- und Staatsarchiv bis heute befindet. Das so ehrwürdig wirkende, 1899-1902 anschließend an das Ministerium des kaiserlichen und königlichen Hauses und des Äußern (das heutige Bundeskanzleramt) errichtete Gebäude entsprach damals den modernsten an einen Archivzweckbau zu stellenden technischen Anforderungen. Es steht heute unter Denkmalschutz. Mit dem Ende der Donaumonarchie 1918 fiel auch der vormals so betonte geheime, ausschließlich den Staatsinteressen dienende Charakter des Haus-, Hof- und Staatsarchivs zugunsten einer allgemeinen Öffnung für die Geschichtsforschenden aus aller Welt. In der Ersten Republik Österreich war das Archiv dem Staatsamt/Bundesministerium für Äußeres, ab 1923 dem für Äußeres zuständigen Bundeskanzleramt unterstellt, 1938 wurde es in das zentrale, aus der Zusammenfassung der Archive der Wiener Zentralbehörden gebildete "Reichsarchiv Wien" eingegliedert. Diese zentralistische Struktur wurde 1945 von der Zweiten Republik übernommen; das Haus-, Hof- und Staatsarchiv ist seither Teil des Österreichischen Staatsarchivs, welches dem Bundeskanzleramt untersteht. Mit der Gründung der Abteilung "Archiv der Republik" (1983) erfolgte innerhalb des Österreichischen Staatsarchivs eine wesentliche Umorganisation: Das gesamte Behördenschriftgut der österreichischen Bundesverwaltung nach 1918 wurde in die neue Abteilung verlagert, die überdies zur exklusiv zuständigen Stelle für aktuelle Aktenübernahmen wurde. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv wandelte sich damit zum "historischen", nicht mehr wachsenden Archiv, dessen Bestände mit dem Jahr 1918 enden. 2001 bis 2003 erfolgte eine Generalsanierung des Archivgebäudes.