Der Gebrauch von Cookies erlaubt uns Ihre Erfahrungen auf dieser Website zu optimieren. Wir verwenden Cookies zu Statistikzwecken und zur Qualitätssicherung. Durch Fortfahren auf unserer Website stimmen Sie dieser Verwendung zu.  Erfahren Sie mehr.

Leben und Sterben in Longwood House – Der Tod von Napoleon I. Bonaparte

Archivale des Monats Mai 2021

Der Grundrissplan von Longwood House.

Am 5. Mai 2021 jährt sich der Todestag von Napoleon I. Bonaparte zum 200. Mal. Der französische Revolutionär, der ganz Europa zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Atem hielt, starb in Gefangenschaft und isoliert auf der entlegenen Insel St. Helena im Südatlantik.

Ausgehend von der französischen Revolution 1789 folgte in Europa eine ereignisreiche Epoche. Krieg und Frieden lösten einander ständig ab, Allianzen wechselten und das Heilige Römische Reich zerfiel. Die Bedrohung durch das napoleonische Frankreich schien mit dessen Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und der Verbannung Napoleons auf die Insel Elba im Jahr 1814 beseitigt. Die europäischen Führungsmächte fanden sich daraufhin in Wien ein, um am Wiener Kongress die Ordnung Europas wiederherzustellen. Während um das Schlussdokument der Verhandlungen heftig gerungen wurde, gelang es Napoleon, aus dem Exil auf Elba nach Frankreich für die Herrschaft der 100 Tage zurückzukehren. Noch ein letztes Mal kam es zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen den Bündnispartnern Österreich, Russland, Großbritannien und Preußen auf der einen und Frankreich auf der anderen Seite. In der Schlacht bei Waterloo im Juni 1815 wurden die französischen Truppen neuerlich besiegt und Napoleon anschließend auf die britische Insel St. Helena verbannt.

Die erste Seite der beglaubigten Abschrift des Berichtes vom 6. Mai 1821. Das gesamte Dokument lässt sich als PDF downloaden.

Unter dem Kommando des Gouverneurs, Hudson Lowe, lebte Napoleon bis zu seinem Tod gemeinsam mit seiner kleinen Entourage in Longwood House, im ehemaligen Wohnsitz des Vizegouverneurs von St. Helena. Im Tagebuch des österreichischen Diplomaten Johann Philipp von Wessenberg ist ein Grundrissplan des Anwesens überliefert. Aus Furcht vor einer Flucht des ehemaligen französischen Kaisers gab es strenge Sicherheitsvorkehrungen und die Gefangenen wurden rund um die Uhr bewacht. Die klimatischen Bedingungen waren der sich seit 1818 zunehmend verschlechternden Gesundheit Napoleons nicht zuträglich. Die hohe Luftfeuchtigkeit führte auch dazu, dass man mit Ratten und Moskitos zu kämpfen hatte. Am 5. Mai 1821 starb die ehemalige Nemesis der europäischen Großmächte schließlich an Magenkrebs. Andere Theorien zu seinem Tod, wie dass es sich etwa um eine Arsenvergiftung gehandelt habe, wurden von der modernen Wissenschaft glaubhaft widerlegt.

Bei dem hier vorliegenden Schriftstück handelt es sich um eine beglaubigte Abschrift des Berichtes vom 6. Mai 1821 von Gouverneur Hudson Lowe an den britischen Kriegsminister, Earl Bathurst, über das Hinscheiden Napoleons. Sehr nüchtern beschreibt er den Tod um zehn vor sechs am Abend des 5. Mai in Gegenwart des britischen Regimentsarztes, Dr. Arnott. Am Morgen des 6. Mai überzeugte sich Lowe im Beisein mehrerer anderer Personen vom Tod Napoleons, anschließend konnte der Leichnam vom Gefolge des Franzosen besucht werden. Am Nachmittag desselben Tages wurde in Gegenwart mehrerer Ärzte die Obduktion der Leiche durchgeführt. Lowe schließt seinen Bericht mit der Ankündigung, den Leichnam „with the honors due to a General Officer of the highest rank“ bestatten zu lassen. 

Die beglaubigte Abschrift des Berichtes (PDF, 8 MB)

Fast zwanzig Jahre später, 1840, wurde die Leiche exhumiert und anschließend mit großer Öffentlichkeitswirksamkeit in den Pariser Invalidendom überführt.


Kathrin Kininger

Signaturen:
AT-OeStA/HHStA SB NL Wessenberg 3-25
AT-OeSTA/HHStA UR FUK 2309 C

Literatur:
Günter Müchler, Napoleon. Revolutionär auf dem Kaiserthron, Darmstadt 2019, S. 557-567.
Volker Ullrich, Napoleon. Eine Biographie, Reinbek bei Hamburg 2004, S. 135-143.